Waffenstillstand

von Konchok Jinpa Chodron

 

Heute habe ich in meinem Archiv das Foto dieses Friedens-Pfostens gefunden. Er steht in Medelon, in einem unserer Drikung-Zentren. Ich hatte ihn schon vergessen. Um so mehr freut es mich, dass damit für mich eine weitere Verbindung zu unserem Pilgern besteht. Ich sehe die Friedens-Pfosten als Knotenpunkte eines Netzes, dessen Stränge sich über die ganze Welt verbreiten und vernetzen, so dass wir alle in diesem Netz gehalten werden, das aus Gedanken und Gebeten des Friedens besteht.

 

Trotz dieser Verbundenheit fühle ich im Moment sehr stark, dass wahrhaftiger Frieden nur in unseren wahren Natur bestehen kann - im erleuchteten Geist. So benenne ich es als Buddhistin. Andere würden vielleicht sagen, "eins zu sein mit dem Großen Geist, oder mit Gott".

 

Als solches mag er als Ziel angesehen werden. Zwischenzeitlich jedoch ist es ein lebendiger Prozess, der gelebt, behütet und immer wieder erarbeitet werden muss. Und so sehe ich unsere momentane Situation eher darin, immer wieder einen Waffenstillstand einzugehen und einzuhalten. Wenn uns das gelingen würde, wäre selbst das schon ein enormer Fortschritt auf dem Weg des Friedens. Unsere Waffen bestehen ja nicht nur aus den herkömmlichen Waffen des kalten Krieges, sondern auch aus den verletzenden Worten und kleinen bis großen Übergrifflichkeiten im alltäglichen Leben.

 

Daher sind meine Bitten und Gebete in dieser Vor-Pilgerzeit dahingehend, unsere Waffen niederzulegen, um uns genügend Zeit und Raum zu geben, damit der wahrhaftige und beständige Friede den Weg in unsere Herzen finden kann.